Über dem Köthener Stadion „An der Rüsternbreite“ weht seit ein paar Tagen ein Hauch vom
Zuckerhut in Rio de Janeiro. Nicht wettertechnisch. Okay, wir haben zwar einen wolkenlosen
Himmel und die Sonne scheint derzeit wie an der Copacabana. Aber die Temperaturen
zeigen sich nicht so wie man sie mit der brasilianischen Stadt in Verbindung bringt.
Frostgrade bis weit in den Vormittag hinein. Nichts für Fußballer aus Brasilien. Meint man. Im
Falle von Jonathan Alan Conrad und Robson Delano Wollmann ist dem nicht so. Die beiden
Nachwuchsfußballer vom Zuckerhut können mit den zurzeit niedrigen Temperaturen
umgehen. „Ich mag die Kälte, also fällt es mir nicht so schwer. Ich ziehe einfach genug
Kleidung an und achte auf meine Gesundheit“, so Robson Delano Wollmann Es ist für
mich kein Problem, da ich mich schon darauf eingestellt habe“, erzählt Robson´s Kumpel
Jonathan.
Eingestellt haben sich die beiden jungen Nachwuchskicker auf einen längeren Aufenthalt in
Deutschland, besser gesagt in Köthen. Denn Beide gehören seit wenigen Tagen dem
Landesligakader des CFC Germania an. Vorerst einmal für drei Monate. Aber Beide werden
danach zurückkehren. „Robson und Jonathan sind grundsätzlich erstmal drei Monate hier.
Sie absolvieren parallel ihren Deutsch-Sprachkurs, den sie bereits in Brasilien schon
begonnen hatten. Der abgeschlossene B1-Deutsch-Sprachkurs ist Grundvoraussetzung für
ein Ausbildung-Visum in Deutschland“, berichtet Teammanager Martin Lehmann, „das
Ausbildungs-Visum ist an sehr vielen Bedingungen geknüpft, die erfüllt werden müssen und
bei denen die Jungs durch uns unterstützt werden. Beide müssen auf jeden Fall nach drei
Monate erstmal zurück nach Brasilien, da sie selbst nach erfolgreich absolvierten Sprachkurs
ihr Ausbildungs-Visum nur in Brasilien beantragen können.“ Danach sind die Ziele in
Deutschland ein Studium bzw. eine Ausbildung zu absolvieren. Und natürlich beim CFC
Germania ihre fußballerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Da stellt sich die Frage, wie ist dieser Transfercoup zustande gekommen? Martin Lehmann
gibt darüber Aufschluss: „Im Laufe der Hinrunde hatte Adriano (Luis Adriano de Oliviera, der
für den CFC Germania von 2017 bis 2019 25 Partien absolvierte Anm. der Red.) bezüglich
den Beiden mit mir Kontakt aufgenommen. Robson war mir durch seinen Aufenthalt 2018
schon bekannt und von Jonathan habe ich ein kurzes Referenzvideo erhalten, sodass wir
(Peer und ich) uns einen ersten Eindruck von ihm verschaffen konnten. Wir haben dann
gesagt, dass beide Spieler auf jeden Fall eine gute Grundanlage haben und der
günstigste Zeitpunkt für einen Wechsel in der Winterpause wäre, da die Hinrunde bereits
läuft, sodass Sie dann zur Rückrunde voll verfügbar sind.“
Nun sind der 19-Jährige Jonathan und der 20-Jährige Robson angekommen und haben
auch schon einige Trainingseinheiten absolviert. „Beide hinterlassen einen guten Eindruck,
sind aber am Ende sehr junge Spieler die Erfahrungen sammeln wollen. Wir dürfen jetzt
nicht den Fehler machen und Wunderdinge erwarten“, schätzt Trainer Peer Rosemeier ein,
„sie sind gut ausgebildet, müssen aber sich jetzt ihren Platz in einer Männermannschaft
erkämpfen. Robson plane ich als rechten Verteidiger und Jonathan als linken
Innenverteidiger oder linken Außenverteidiger.“ Die Beiden sollen die durch die Abgänge von
Alexander Brückner, Elias Maier und Tobias Franz (Auszeit) in der Köthener
Hintermannschaft kompensieren.
„Abschließend will ich noch erwähnen, dass wir hier keine zwei „Neymars“ verpflichtet
haben, sondern zwei junge Spieler die sich hier weiterentwickeln wollen“, so des
Teammanagers Abschlussstatement, „wir wollen damit auch keine neuen Impulse bei einen
„Kampf um Platz eins“ setzen, da wir uns absolut nicht in der Rolle/ Position sehen, dass wir
ein Aufstiegsaspirant sind, auch wenn wir tabellarisch aktuell gut dastehen. Wir wollen nur
wieder in die Breite des Kaders nach den Abgängen investieren.“
Eigentlich sollte für die brasilianischen Kicker am Samstag der zweite Einsatz im CFC-Trikot
anstehen. Aber nach dem Spiel gegen Thale musste auch das Spiel beim Spitzenreiter SV
Irxleben wegen mehrerer Corona-Fälle beim Gegner abgesagt werden. Nun schaut es so
aus, wenn nicht noch ein kurzfristig anberaumtes Testspiel zustande kommt, dass das Debüt
der brasilianischen Kicker das Derby gegen die SG Reppichau am 19. März werden könnte.
Bericht und Foto: Uwe Lehmann